Borussia Mönchengladbach steckt tiefer denn je in der Krise: Ein torloses Remis gegen den SC Freiburg genügte, um einen historischen Negativrekord von 13 Bundesliga-Spielen ohne Sieg aufzustellen – und doch geschah danach Erstaunliches.
Negativrekord im Borussia-Park

Der nervöse Herbstabend endete mit Pfiffen und Applaus zugleich. Gladbach blieb nicht nur zum sechsten Mal in Serie ohne Dreier in dieser Saison, sondern stellte mit 13 sieglosen Partien eine neue, unerfreuliche Bestmarke auf. Trotz sichtbarer Einsatzbereitschaft wollte der Ball auch gegen Freiburg kein einziges Mal über die Linie.
Trotzdem waren leise Zuversicht und die Erleichterung, wenigstens nicht verloren zu haben, überall zu spüren. Was noch bemerkenswerter war als das Spiel selbst, zeigte sich wenige Minuten nach Abpfiff – und führt uns direkt zur nächsten Szene.
Polanskis erstaunlicher Rückhalt

Interimstrainer Eugen Polanski trat vor die Mikrofone, das Stadionlicht blendete, die Fans skandierten seinen Namen. Er sprach von „Wut und Fassungslosigkeit“ über das 0:5-Debakel eine Woche zuvor, lobte diesmal die gewonnene Zweikampfbilanz von 60 Prozent – ein seltener Lichtblick.
Dann hob er den Kopf: „Ich spüre riesige Unterstützung von Mannschaft, Trainerteam und Geschäftsführung.“ Die Worte klangen fast trotzig optimistisch – und leiteten die vielleicht wichtigste Botschaft des Abends ein. Denn nun folgte die mit Spannung erwartete Trainer-Entscheidung.
„Ich sitze nach der Pause wieder auf der Bank“

Mit einem knappen Satz stellte Polanski die Weichen: „Ich darf nach der Länderspielpause auch bei Union auf der Bank sitzen.“ Der 39-Jährige bleibt also vorerst Chefcoach, obwohl er in drei Spielen nur zwei Punkte holte. Club-Insider bestätigen, dass er mindestens bis Ende Oktober – also auch gegen Bayern München – weitermachen soll.
Die Ansage verschafft Polanski Zeit, er muss jedoch liefern: Gegen die Eisernen in Berlin soll endlich der erste Sieg her. Doch während der Trainer weiterarbeiten darf, tobt hinter den Kulissen bereits die nächste Personaldebatte – und die hat das Potenzial, alles wieder umzukrempeln.
Machtvakuum nach Virkus-Rücktritt

Nach dem abrupten Rückzug von Sportchef Roland Virkus fehlt Gladbach die sportliche Führung. Finanzvorstand, Chefscout und Geschäftsführer sondieren seit Tagen mögliche Nachfolger; Namen wie Philippe Clement, Jonas Boldt und Martin Stranzl kursieren. Erst wenn die Position besetzt ist, soll endgültig über Polanskis Zukunft entschieden werden.
Dieses Machtvakuum bedeutet: Jeder Auftritt der Mannschaft wird zum Bewerbungsschreiben des Trainers. Wie schnell sich alles ändern kann, zeigt auch der Blick auf das knallharte Programm, das unmittelbar vor der Tür steht.
Der Prüfstein Oktober

Nach der Pause wartet ein riskantes Doppel: Union Berlin (17.10.) und nur acht Tage später der Rekordmeister FC Bayern im Borussia-Park. Dazwischen droht im DFB-Pokal gegen Karlsruhe ein weiterer Stolperstein, bevor in Liga und Derby gegen St. Pauli und Köln die Nervenprobe folgt.
Bricht Polanski die Serie, könnte er sich festspielen – scheitert er, übernimmt wohl ein Neuer, den der künftige Sportchef präsentiert. Ob das Wunder gelingt oder das Drama weitergeht? Die Antwort gibt es schon in wenigen Tagen unter Flutlicht in der Hauptstadt.