Der 1:0-Sieg in Belfast sollte Ruhe bringen – stattdessen kocht die Torwart-Debatte im DFB-Team so hoch, dass Julian Nagelsmann vor laufenden Kameras die Fassung verliert.
Ein Sieg, der keine Stille bringt

Oliver Baumann war mit spektakulären Paraden der Matchwinner gegen Nordirland, doch kaum war der Schlusspfiff verhallt, übertönte die altbekannte Frage nach der deutschen Nummer eins jeden Jubel. Baumanns Saves in der 59. und 88. Minute verhinderten den Ausgleich, trotzdem standen anschließend weniger seine Reflexe als die Abwesenheit von Marc-André ter Stegen und das Phantom eines Manuel-Neuer-Comebacks im Rampenlicht.
Auf dem Rückflug herrschte deshalb keineswegs Erleichterung. Spieler sprachen von einer „ungewöhnlich nervösen Stimmung“, weil sie ahnten, dass ihr Trainer die endlose Diskussion nicht länger erträgt.
Lasst uns sehen, wie er reagierte –
Nagelsmann lässt Dampf ab

Beim TV-Interview platzte dem Bundestrainer buchstäblich der Kragen. „Diese Debatte ist nicht zielführend“, wetterte Nagelsmann, bevor er aufzählte, dass sein Team in den letzten zehn Partien keinen Punkt wegen Torwartfehlern verloren habe. Als erneut die Frage nach Neuer gestellt wurde, schlug er mit der Hand auf das Pult: „Manu ist zurückgetreten! Warum reden wir jede Woche drei Stunden darüber?“
Hinter den Kulissen, berichten Betreuer, machte er auch den Spielern klar: Wer sich von der Torwart-Diskussion ablenken lässt, riskiere seine Einsatzminuten. Ein ungewöhnlich scharfer Ton, der zeigt, wie sehr das Thema den Coach zermürbt.
Wie kam es überhaupt zu diesem Dauerbrenner?
Die verletzte Nummer eins und das Phantom-Comeback

Ter Stegen, offiziell weiterhin erste Wahl, laboriert seit Monaten an hartnäckigen Rückenproblemen und ist beim FC Barcelona nur noch dritte Option – ein Szenario, das die Gerüchteküche anheizt. Neuers Berater Thomas Kroth erklärte jüngst, der Weltmeister von 2014 stehe bereit, falls der Bundestrainer „ein Problem“ sehe. Obwohl Neuer selbst jede Rückkehr ausschließt, genügt das, um die Schlagzeilen zu füttern.
Nagelsmann vernimmt derweil das Echo früherer Legenden, die öffentlich ein Neuer-Comeback begrüßen würden. Für den Coach ein rotes Tuch: „Wir brauchen Lösungen, keine Nostalgie“, zischte er bereits im September.
Doch wer springt ein, wenn Baumann wackelt?
Baumann als Feuerwehrmann – und Atubolu schnuppert Profiluft

Der 35-jährige Hoffenheimer agiert derzeit als Feuerwehrmann: solide mit der Hand, nervös am Fuß, aber stets mit Nervenkitzel-Garantie. Ausgerechnet vor dem Luxemburg-Spiel klagte er über Übelkeit, sodass Nagelsmann kurzfristig Freiburg-Talent Noah Atubolu nachnominierte. Nicht wenige Beobachter werten das als erstes Zeichen des Umbruchs – der Bundestrainer nennt es „Plan B, falls uns das Verletzungspech treu bleibt“.
Atubolu trainierte laut Teamkollegen „ohne jede Nerven“ und machte Eindruck. Dabei wartet im Hintergrund auch Kevin Trapp, der wegen muskulärer Probleme das Oktober-Fenster verpasste.
Was bedeutet dieses Schaulaufen für die WM 2026?
Nagelsmanns Fahrplan bis Nordamerika

Intern hält der Bundestrainer am Szenario fest: Ter Stegen soll im Dezember bei Barça zurückkehren, die März-Qualispiele bestreiten, im Juni die Generalprobe leiten und als Nummer eins in die WM gehen. Baumann bliebe dann verlässlicher Backup, Atubolu das Projekt Zukunft. Doch Nagelsmann fügt eine Warnung an: „Die Hierarchie steht, aber sie ist nicht in Stein gemeißelt.“
Damit legt er den Ball endgültig ins Feld seiner Keeper: Wer bis Sommer 2026 konstant liefert, steht im Tor – Namen spielen dann keine Rolle mehr. Die kommenden Länderspiele im November könnten diese Torwart-Rangliste bereits entscheidend durcheinanderwirbeln.