Ein riesiges rotes Trikot in der Südkurve, dazu ein Banner mit den Worten „Ein Trikot – größer als alle anderen“: Beim 4:0-Heimsieg des FC Bayern gegen Werder Bremen verschmolz am Freitagabend Fußballbegeisterung mit offenem Protest. Die Münchner Fanszene macht damit erneut klar, dass es um mehr als Stoff geht – es geht um Identität, Tradition und die Frage, wer beim Rekordmeister wirklich das Sagen hat.
Südkurve hebt Riesentrikot – und das Stadion schweigt sekundenlang

Auf den Rängen entfaltet sich in der 46. Minute ein rotes XXL-Jersey, das fast die komplette Unterkurve bedeckt. Tausende Stimmen verstummen, als das Trikot wie ein Signalfeuer über den Köpfen der Anhänger schwebt – ein Moment purer Gänsehaut, in dem selbst die Spieler kurz hinüberblicken.
Die Botschaft ist unmissverständlich: Rot-Weiß soll zurück ins Zentrum der Vereinsfarben, ohne Spielereien, ohne Experimente. (Wie es zu dieser Eskalation kommen konnte, zeigt der Blick auf den Saisonauftakt …)
Alles begann mit einem großen „M“ – das umstrittene Heimtrikot

Schon zum 6:0-Auftaktsieg gegen Leipzig brannten die Ultras eine Protest-Choreo ab. Grund: das weiße Riesen-„M“ auf dem neuen Heimjersey, das aus Sicht vieler Fans das traditionelle Rot „verschandelt“. Die Gesänge „Wir wollen rot-weiße Trikots“ hallten minutenlang durch die Allianz Arena.
Der Verein verwies auf kreatives Stadtbranding, doch die Kurve sah darin den Anfang einer gefährlichen Verwässerung der Club-DNA. (Als dann die Wiesn anstand, explodierte die Stimmung endgültig …)
Oktoberfest-Trikot in Beige-Grün: Identität vs. Marketing

Mit dem Wiesn-Spiel gegen Bremen feierte ein Sonderdress Premiere: Beige-Grün, Trachten-Details, dazu ein eigens gestaltetes Wappen. Für den internationalen Handel ein Verkaufsschlager – für die Südkurve der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
„Ein Trikot – größer als alle anderen“ rufen die Fans und erinnern an Vereine wie Real Madrid, deren Look seit Jahrzehnten unverwechselbar ist. (Wie reagiert die Vereinsführung auf diesen Spagat zwischen Tradition und Kommerz?)
Jan-Christian Dreesen sucht das Gespräch – doch die Fronten bleiben hart

Nach Abpfiff stellt sich der Bayern-Boss den Mikrofonen: „Wir kennen die Anliegen der Fans und führen einen offenen Austausch“, versichert Dreesen. Er deutet an, dass das Heimtrikot 2026/27 wieder klassischer ausfallen könnte – konkrete Zusagen vermeidet er.
Hinter den Kulissen sondiert der Klub, welche Kompromisse mit Sponsoren möglich sind, ohne das Marketing-Potenzial einzuschränken. (Doch wer hält beim Design tatsächlich den Pinsel in der Hand – der Verein oder Adidas?)
Adidas unter Druck – kommt das „One-Shirt-Prinzip“?

Der Ausrüster spürt den Gegenwind: Verkaufszahlen der Sondertrikots stagnieren, während Retro-Shirts in Reinrot boomen. In Fanforen kursieren Entwürfe für ein dauerhaftes „One FC Bayern Shirt“ in puristischem Rot-Weiß, das jedes Jahr nur minimal angepasst wird.
Insider berichten, dass die neue Lieferantenvereinbarung ab 2027 eine „Core-Identity-Clause“ enthalten könnte – ein Sieg für die Kurve und vielleicht das Ende der Farbexperimente. (Ob das XXL-Trikot also nur ein Protestsymbol bleibt oder zum Vorbild für die Zukunft wird, entscheidet sich in den kommenden Monaten.)